Sehnenscheidenentzündung – Was kann man für die Heilung tun?
Stundenlange Arbeit an der Computertastatur oder das Zupfen auf der Gitarre - eine Sehnenscheidenentzündung kann die unterschiedlichsten Ursachen haben. Eines aber ist leider immer gleich: Eine Sehnenscheidenentzündung ist ziemlich schmerzhaft und schränkt das tägliche Leben erheblich ein.
Doch was genau steckt hinter dieser Diagnose, und wie können Sie die Schmerzen lindern und die Heilung beschleunigen? In diesem Artikel gehen wir diesen Fragen auf den Grund.
Was sind die Ursachen einer Sehnenscheidenentzündung?
Die Sehnenscheidenentzündung, medizinisch Tendovaginitis genannt, ist eine Entzündung, die sowohl die Muskelsehne als auch ihre umgebende Hülle betrifft. Diese Art von Entzündung entsteht häufig, wenn bestimmte Bewegungen zu oft wiederholt werden oder die Sehnen durch ungünstige Körperhaltung übermäßig belastet sind.
Vor allem Menschen, die am Computer oder in handwerklichen Berufen arbeiten oder Hobbys wie Klettern und Klavierspielen ausüben, sind von der Sehnenscheidenentzündung betroffen. Durch die ständige Überbelastung werden die Sehnenzellen geschädigt, was die Sehne weniger belastbar und elastisch macht und zu kleinen Verletzungen führen kann.
Weitere Ursachen einer Sehnenscheidenentzündung können sein:
- Alter und Bewegungsmangel: Mit zunehmendem Alter nimmt der Kollagengehalt in den Sehnen ab, vor allem wenn sie nicht regelmäßig bewegt werden. Schon nach vier Wochen ohne Bewegung kann der Kollagengehalt auf nur 20% des Normalwertes sinken. Das schwächt die Sehnen weiter.
- Schlechte Ernährung: Auch schlechte Ernährungsgewohnheiten können zu Fetteinlagerungen in den Sehnen führen, die eine Sehnenscheidenentzündung begünstigen.
- Vorerkrankungen: Krankheiten wie Diabetes oder rheumatoide Arthritis erhöhen das Risiko einer Sehnenscheidenentzündung.
Woher weiß ich, dass ich eine Sehnenscheidenentzündung habe?
Eine Sehnenscheidenentzündung macht sich durch Schmerzen, Schwellungen und eine verminderte Beweglichkeit der betroffenen Sehnen und Muskeln bemerkbar. Die typischen Anzeichen sind ein stechender Schmerz bei Bewegung und eine deutliche Schwellung entlang der Sehne.
Diese Symptome entstehen oft nach wiederholten, gleichförmigen Bewegungen, die sowohl während der Arbeit als auch bei Freizeitaktivitäten auftreten können.
In den ersten fünf Tagen der Entzündung sind die Schmerzen und Schwellungen am stärksten. Wenn die Sehne in dieser Zeit weiter belastet wird, hat der Körper Schwierigkeiten, das sogenannte Ersatzgewebe zu bilden.
Deshalb: In dieser Phase die Hand unbedingt schonen - sonst besteht die Gefahr einer chronischen Entzündung! Normalerweise beginnt ab der vierten Woche der Heilungsprozess, in dem sich das Gewebe langsam erholt, sofern es geschont wird.
Welche besonderen Formen der Sehnenscheidenentzündung gibt es?
Neben der typischen Sehnenscheidenentzündung gibt es spezielle Varianten:
- Tendovaginitis stenosans („Schnappfinger“): Diese Form betrifft vor allem die Beugesehnen der Finger. Betroffene erleben ein ruckartiges Bewegen oder sogar ein Blockieren des Fingers, wenn sie ihn beugen oder strecken. Es fühlt sich an, als würde der Finger "schnappen".
- Tendovaginitis de Quervain („Hausfrauendaumen“): Diese Entzündung tritt am ersten Strecksehnenfach der Handwurzel auf und ist besonders bei jungen Müttern (Stichwort Östrogen) und Menschen, die oft greifen oder wringen, verbreitet. Sie kann Schmerzen und Bewegungseinschränkungen beim Drehen des Handgelenks verursachen.
Diese speziellen Formen der Sehnenscheidenentzündung sind relativ häufig - können aber durch einfache Änderungen in den täglichen Aktivitäten oder spezielle Therapien behandelt werden.
Wie kann eine Ergotherapie gegen Sehnenscheidenentzündung helfen?
Ergotherapie kann bei Sehnenscheidenentzündung auf verschiedene Weisen unterstützen, indem sie vor allem auf Schmerzlinderung, Stoffwechselregulation und die Verbesserung der Gleitfähigkeit der Sehnenscheide abzielt. Eine solche Behandlung zeigt in rund 70% der Fälle Erfolg, kann allerdings einige Monate in Anspruch nehmen.
In der Ergotherapie wird zuerst die verspannte Muskulatur entspannt, indem spezielle Weichteiltechniken angewandt werden. Dies hilft, die Muskeln zu lockern und die Durchblutung zu verbessern.
Zudem kann eine Behandlung der Brustwirbelsäule durchgeführt werden, um die Nervenversorgung des betroffenen Gewebes zu optimieren.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Therapie ist die Querfriktion. Diese Technik wird angewendet, um Schmerzen direkt an der entzündeten Sehnenscheide zu lindern. Sie kann auch als Anleitung für Übungen zu Hause mitgegeben werden, sodass Patienten selbstständig zur Verbesserung ihrer Situation beitragen können.
Behandlung zu Hause: Wie kriege ich eine Sehnenscheidenentzündung weg?
Um eine Sehnenscheidenentzündung zu Hause zu behandeln und möglichst schnell loszuwerden, sollten Sie die folgenden Tipps beherzigen:
Aktivitäten anpassen: Reduzieren oder vermeiden Sie zunächst alle Tätigkeiten, die die Entzündung verschlimmern könnten. Dies hilft, weitere Schäden am Gewebe zu verhindern.
Bewegung beibehalten: Auch wenn Sie die belastenden Aktivitäten einstellen: Es ist wichtig, die betroffenen Muskeln trotzdem zu bewegen. Vollständige Ruhe über längerere Zeit kann den Wassergehalt im Gewebe verringern und Schäden wie Schrumpfungen der Gelenkkapsel und Verklebungen verursachen.
Führen Sie deshalb am besten leichte, schmerzfreie Bewegungen durch. Dies fördert die Flexibilität der Muskeln und verhindert Verklebungen.
Lockerung der Muskeln: Lockern Sie die betroffene Muskulatur Dies können Sie durch sanftes, federndes Dehnen erreichen. Zusätzlich hilft das Auflegen von Wärme auf den Unterarm, um die Muskeln zu entspannen.
Massage: Führen Sie eine lymphstimulierende Massage durch. Beginnen Sie dabei an den Fingerspitzen und streichen Sie sanft in Richtung zum Körper, während Sie die betroffene Hand hochlagern. Dies fördert den Lymphfluss und kann Schwellungen reduzieren.
Wickel: Legen Sie einen heilenden Wickel, wie zum Beispiel einen Retterspitz-Wickel, auf die entzündete Stelle. Solche Wickel können Entzündungen lindern und Schmerzen reduzieren.
Körperhaltung überprüfen: Nehmen Sie sich Zeit, Ihre Körperhaltung kritisch zu betrachten und anzupassen. Falls Sie unsicher sind, was eine gute Körperhaltung ausmacht: Die Expertinnen und Experten in unserer Praxis beantworten gerne Ihre Fragen.
Genug trinken: Achten Sie darauf, genug Flüssigkeit zu sich zu nehmen – idealerweise etwa 2,5 Liter Wasser täglich. Eine gute Flüssigkeitszufuhr unterstützt die Entzündungshemmung und hält das Gewebe gesund.
Entzündungshemmende Ernährung: Integrieren Sie entzündungshemmende Lebensmittel wie Ananas in Ihre Ernährung. Diese können helfen, die Entzündungsreaktionen des Körpers natürlich zu reduzieren.
Wie lange dauert es, bis eine Sehnenscheidenentzündung weg ist?
Die Dauer der Heilung einer Sehnenscheidenentzündung variiert je nach Schweregrad der Entzündung und wie gewissenhaft Sie die Behandlung durchführen. Generell können Sie eine Verbesserung Ihrer Symptome innerhalb einiger Wochen bis Monate erwarten, vorausgesetzt, Sie vermeiden weiterhin die überlastenden Aktivitäten und befolgen die empfohlenen Behandlungsschritte.
Bei lang andauernden oder besonders schweren Fällen kann unter Umständen eine Operation notwendig sein. Es ist wichtig, diese Option mit einem Facharzt zu besprechen, um sicherzustellen, dass Sie die beste Entscheidung für Ihre Gesundheit treffen.
Fazit
Eine Sehnenscheidenentzündung ist zwar eine durchaus schmerzhafte Angelegenheit. Allerdings kann sie durch entsprechende Therapien und unterstützende Maßnahmen in der Regel gut behandelt werden.
Carina Bodenstein im Mai 2024